Thüringen

Die Entstehung und die regionalgeologische Gliederung Thüringens

Bekanntlich ist die Erde ein Planet, der über eine feste Kruste verfügt, die auf einem glutflüssigen Innern schwimmt. Doch diese Kruste ist nicht fest genug, um dem an sie wirkenden Kräften standzuhalten. Durch die Zentrifugalkräfte der Erdrotation, die Gezeitenkräfte des Mondes u. a. die vom Erdinnern wirkenden Kräfte, zerbrach diese Kruste in zahlreiche Schollen, die sich gegen einander bewegten und so zu einer unterschiedlichen Oberflächengestalt unseres Planeten führten.

So war es auch vor etwa 100 – 60 Mill. Jahren, am Ende der Kreidezeit, als das große Sauriersterben weltweit beendet war, und im Tertiär-Zeitalter die afrikanische Platte auf die europäische Platte auflief. Als Ergebnis dieses Kresches entstanden zunächst die Alpen. Doch der Druck pflanzte sich weiter nach Norden fort, es wurden die Mittelgebirge als Hochschollen, meist an alten Brüchen, emporgepresst, die heute noch als Randstörungen erkennbar sind.

Die Heraushebung der Mittelgebirge setzte bereits im Mesozoikum, also im Erdmittelalter, ein, erreichte aber ihren Höhepunkt erst vor einigen Millionen Jahren, am Ende des Tertiärs. Dabei wurde das Gebirge oft über 1 000 m über die Umgebung erhoben. Dadurch wurden Gesteine und Formationen freigelegt, die im Thüringer Becken und S-Thüringen erst in 500 m Tiefe erreicht werden, was durch Tiefbohrungen bewiesen wurde.

Bei diesem Vorgang führten aber die alten, vorher entstandenen Veränderungen, insbesondere die dabei entstandenen alten Schichten und Brüche, zu unterschiedlichen Schollenbewegungen. So wurde z.B. der Thüringer Wald zwischen zwei alten Brüchen, die von NW nach SO verlaufen, sogenannten herzynischen Brüchen, nach oben geschoben und gleichzeitig verdreht. Dabei ist das W-Ende stärker nach oben gepresst worden und schmaler als das O-Ende. Ursache dafür war vermutlich der Untergrund, der aus den Resten des Varistischen Gebirges bestand, welches vor ca 360 Mill. Jahren, z.Zt. des Carbon, zur Steinkohlenzeit, entstanden war. So wurde an dieser Stelle, in der Nähe von Ruhla, daher auch die Bezeichnung Ruhlaer Kristallin, das Kristalline Grundgebirge durch die Erosion freigelegt, nachdem die darüberliegenden Sediment-Deckschichten durch die Erosion wegbefördert worden waren. Die Erosion, die Abtragung des Gebirges, setzt stets ein, wenn ein Gebirge sich über das Umfeld erhebt, also bereits bei seiner Entstehung. Durch den Vulkanismus während der Entstehung des Gebirges wurde seine geologische Vielfalt hervorgerufen.

An den Thüringer Wald schließt sich das Thüringer Schiefergebirge an. Die Grenze zum Thüringer Schiefergebirge ist unscharf, sie wird im allgemeinen mit der Linie Gehren, Altenfeld und Schönbrunn angenommen. Die Gesteine entsprechen hier vorwiegend der Erdaltzeit und erreichen ein Alter von über 600 Millionen Jahren. Es sind meist Tonschiefer, Kieselschiefer, Quarzite, Kalke und Grauwacken, die eine Schichtdicke von 2 000 m erreichern. Sie sind vorwiegend Meeresablagerungen, die durch den hohen Druck und die Schollenbewegungen stark gefaltet und oft geschiefert wurden. Diese hohe Beanspruchung erfuhren die Sedimente vor etwa 300 Millionen Jahren zur Zeit der Auffaltung des Variszischen Gebirges, welches sich in NO-SW-Richtung erstreckte. Wie kompliziert Faltungen sein können, zeigt der Bohlen bei Saalfeld.

Zum Erzgebirge, Vogtland und Fichtelgebirge erfolgt ebenfalls ein allmählicher Übergang.

Ähnlich erging es Kyffhäuser und Harz. Sie wurden zusätzlich gekippt. Dadurch tritt das Kristallin am N-Rand der Gebirge zutage. Dabei muss man feststellen, dass der Kyffhäuser nur das oberirdische Gebilde einer zum Thüringer Wald parallel verlaufenden Scholle, der Finne-Störung, auch Hermundurische Scholle genannt, ist, die sich unterirdisch bis in den Raum Gera fortsetzt. Diese Scholle ist gleichsam der östliche, begrenzende Teil des Thüringer Beckens, welches hier durch Unstrut und Saale entwässert wird.

Das Thüringer Becken hat dabei nur den Schub von S nach N übertragen. Lediglich einige kleinere Schollen entstanden dabei. Zu nennen wären dabei die Fahnersche Höhe, Hainleite, Windleite, und der Ettersberg. Sie sind vorwiegend Muschelkalkhöhen, die aus der Keuperlandschaft herausragen.

Hainich und Dün begrenzen das Thüringer Becken im W und NW. Es besteht im wesentlichen aus Sedimentgesteinsschichten des auslaufenden Erdaltertums, der Zechstein-Formation, die vorwiegend aus Anhydrit oder Gips neben Salzen, insbesondere Natriumchlorid und Kalisalzen, besteht, und die Formationen des beginnenden Erdmittelalters, mit den aufeinander folgenden Formationen Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper. Sie bestehen insbesondere aus Ablagerungen, Sedimenten, eines Brackwasser führenden Binnenmeeres (Muschelkalk), des Germanischen Beckens, von Süßwasser führenden Binnengewässern (Keupersandstein) oder aus Sand bestehenden Sedimenten eines Wüstenklimas (Buntsandstein). Die Schichten liegen dabei wie Teller übereinander, wenn sie nicht gestört wurden. Bei Erfurt haben diese Sedimente eine Gesamtdicke von ca 1 000 m. Zum Rand des Beckens nimmt zwar die Dicke ab, erreicht aber meist noch Dicken von einigen hundert Metern.

 
Das Relief Thüringens wurde schließlich durch den Verlauf der Flüsse, ihren Einschnitt in den Untergrund und die Ablagerung ihres Gerölles geprägt. An Hand des Verlaufs der Flussterrassen und ihrer Höhenlage kann man über den Verlauf der Flüsse und ihre Geschichte Rückschlüsse ziehen. Weiterhin wurde das Relief Thüringens durch die Eiszeiten geprägt. N Thüringen wurde vor etwa ½ Millionen Jahren mindestens zweimal durch die Eiszeit überrollt. Die Grenze der südlichsten Vereisung verlief in Thüringen z. Zt. der Elsterkaltzeit -Vereisung entlang der Linie Mühlhausen, Erfurt, Weimar, Gera. Es war der vor 250 000 bis 300 000 Jahren größte Vorstoß des Eises. Findlinge, oft tonnenschwere Gesteinsbrocken, wurden in der Landschaft vom Eis hinterlassen, die es von Skandinavien bis nach Thüringen transportierte.

Südlich des Thüringer Waldes haben wir zunächst auch die Schichten der Trias-Formation, Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper, doch diese sind stärker als im Thüringer Becken durch den Vulkanismus im Tertiär gestört. Es entstand hier die Röhn mit ihren kegelförmigen vulkanischen Erhebungen.
Wesentlich komplizierter ist die geologische Beschaffenheit des Thüringer Landes zum Erzgebirge hin. Auf eine Darstellung sei hier verzichtet.
Nach NO hin geht das Land in die N-deutsch-sächsische Tiefebene über, die durch dem Keuper aufliegende Löß und Lehmschichten gekennzeichnet ist.
Die Lößbedeckung war es, die zusammen mit den organischen Pfanzenresten für die Ausbildung von Humus sorgte. Hier beginnen die fruchtbaren Agrarbereiche des Landes Thüringen, die sich entlang der Flüsse Unstrut, Saale, Helme und Weiße Elster hinziehen, der ertragreiche Boden gleiche Bodenwertzahlen wie in der Magdeburger Börde erreicht.

Ludwig Meyer, Erfurt, Dezember 2005

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